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“Die unfreiwillige Reise” - Learning by Doing – Projektarbeit in der B2b

Am Freitag, den 24. Jänner 2020 war es soweit: Wochenlange Projektarbeit der Schülerinnen und Schüler der 2. Büroklasse sowie der Lehrpersonen Manuela Scherl und Angelika Rüf fand mit der Projektpräsentation in feierlichem Rahmen einen gebührenden Abschluss.

 

Wie es zu unserem Projekt kam: In unserem Unterrichtsfach „Organisation und Management“, das wir in der 2. Büroklasse geblockt unterrichten, ist als eines der Themen Projektmanagement vorgesehen. Es ist natürlich auch möglich, das Thema nur theoretisch an Hand von einem fiktiven Beispiel abzuwickeln. Dass ein reales Projekt einen größeren Lernerfolg bringen wird, daneben auch wesentlich motivierender ist, liegt auf der Hand.

So haben wir uns entschlossen, nach einer reellen, sinnvollen Möglichkeit zu suchen, mit der Klasse ein Projekt durchzuführen. Inspiration dazu war die Broschüre von Care Österreich, die verschiedene Workshops und Vorträge in einem Aktionszeitraum von mehreren Monaten angeboten haben. Kurz gesagt, uns hat das Thema: „Gibt es ein Leben in der Heimat nach der Kriegskatastrophe?“ gefallen und wir haben unser Projektvorhaben daran orientiert.

Mit verschiedenen Kreativitätstechniken wurden vier Projektziele entwickelt und drei Teams gebildet. Unser Logo wurde von Anna in Eigenregie gestaltet. Der Projektname
„Die unfreiwillige Reise“ wurde aus einem Pool von mehreren Vorschlägen demokratisch zum Sieger erklärt. In weiterer Folge arbeiteten wir mit diversen professionellen Instrumenten des Projektmanagements: Wir erstellten einen Projektauftrag, später entwickelten wir einen Projektstrukturplan mit den Arbeitspaketen sowie einen Zeitplan. Diese Vorbereitung half uns dann später bei der Durchführung.

Unsere Projektziele:

  1. Wir werden anhand einer Weltkarte, welche wir spätestens bis zum Präsentationstermin in der Aula platzieren, die Fluchtwege der Betroffenen unserer Schule veranschaulichen.
  2. Zusätzlich werden wir ihre Geschichten mittels Plakate sichtbar machen.
  3. Wir werden gemeinsam mit Freiwilligen unserer Flüchtlinge Interviews für den Präsentationstag vorbereiten. Aufgezeigt werden sollen ihre Probleme, Sorgen und Ängste im Zusammenhang mit der Frage: „Was ist Heimat?“.
  4. Mit der Durchführung unseres Projektes möchten wir den betroffenen Mitschüler/innen mehr Gefühl der Zugehörigkeit und Geborgenheit geben.

 

Für die Erarbeitung der ersten drei Ziele wurden Teams gegründet, die je ein Ziel zur Erarbeitung übernommen hatten, das vierte Ziel war teamübergreifend.

Bereits am 18. Oktober stellten wir die Ziele bei der Kick-off Veranstaltung vor, zu der wir den Projektauftraggeber, Schulleiter Bruno Bereuter, die Klassenvorständin Eva Benzer sowie unseren Haustechniker Wolfgang Hauser eingeladen haben. Bereits zu diesem Zeitpunkt war die Begeisterung für unser Projekt riesengroß. Ein weiteres Highlight bildete der Workshop von Care Österreich am 6. Dezember, bei dem uns Mahmoud Shabeeb aus Jordanien einen interessanten Vortrag hielt, wie sich die Situationen in den Kriegsgebieten darstellen. Weiters erhielten wir Einblicke über die weltweit tätige Non-Profit-Organisation Care.

Während der Durchführung des Projektes und Erfüllung der Projektziele gab es für die Teams jede Menge zu tun. In mehreren Schritten wurden die Schautafeln und Geschichten erstellt, bis alles den Vorstellungen entsprach. Kleinere Konflikte und Ausfälle aus verschiedenen Gründen stellten uns mitunter vor Herausforderungen, die wir mit vereinten Kräften und Flexibilität jedoch immer wieder ins Positive wenden konnten. Für die Klasse stellten auch solche Krisen wertvolle Erfahrungen dar.

Weitere, teilweise sehr emotionale Erfahrungen machten unsere Schülerinnen und Schüler bei den Interviews mit den Betroffenen und Ausarbeitungen der Geschichten, kamen doch teilweise sogar Freunde oder Angehörige von ihnen ums Leben.

Was alle durch dieses Projekt mitnehmen konnten: Es gilt nicht als selbstverständlich, dass wir ein Dach über dem Kopf oder sauberes Wasser haben, dass wir gesund sind und dass wir in einem Land leben dürfen, in dem kein Krieg herrscht. Wir sollten alle anfangen, das zu schätzen was wir haben, und nicht nur danach streben, was wir noch alles brauchen oder gerade nicht haben.

Bei der Abschlusspräsentation durften wir den Schulleiter Bruno Bereuter, alle Betroffenen, die Lehrberechtigten unserer Klasse, Frau Eva Brunner von Care Österreich, der Direktorin der LBS Feldkirch, Frau Barbara Bergmeister-Keckeis und ihrem Stellvertreter Helmut Schneider, die in der Klasse unterrichtenden Lehrpersonen und weitere Schulklassen begrüßen. Einführungsworte von Angelika Rüf und ein eigens für den Anlass komponiertes instrumentales Musikstück vom Lehrerkollegen Manuel Zelzer sorgten für Einstimmung. Dann berichteten Anna-Lena, Florentina und Hami von ihren Erfahrungen in den Teams. Ein von den Schüler/innen nachgestelltes Video und ein Live-Interview mit Lea und einem der betroffenen Schüler – Amro – rundeten die Präsentation ab.

Erwähnt wurde zum Schluss noch von Frau Scherl, dass die Geschichten das preisgeben, was die Betroffenen bereit waren zu erzählen. Es wurde mit viel Sensibilität vorgegangen, niemand wurde gedrängt. Auch ist es gut möglich, das Projekt fortzusetzen, jedes Schuljahr kommen wieder Jugendliche dazu, die ihre Reise „unfreiwillig“ antreten mussten und auf unser Verständnis hoffen. Weiters soll diese Ausstellung, die mit den Schautafeln dauerhaft platziert ist, auf die ganze Schule wirken.

Mit dem Zitat, das auch unserer Einladung angefügt war, wurde die Präsentation beendet:

„Wir planen Wochen und Monate.
Dabei sind es Sekunden und Minuten,
die unser Leben entscheiden.“

 

Nach den Enthüllungen der Tafeln und Plakate wurde das reichhaltige Büffet eröffnet. Unsere Schülerinnen und Schüler boten landestypische Speisen, größtenteils selbst bzw. durch Mithilfe der Familien zubereitet, an. Im gemütlichen Beisammensein wurden Erfahrungen ausgetauscht, offene Fragen beantwortet und der erfolgreiche Abschluss gebührend gefeiert.

Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten und den vielen fleißigen Händen, die uns geholfen und unterstützt haben, insbesondere unserem Hausmeister und Lehrerkollegen, Wolfgang Hauser.